U18: «Jetzt steigen wir halt wieder auf!»

04.05.25 - Von Rolf Schwarz

Mit Stimmen von Spielern und Coaches blicken wir zurück auf die Mission unserer U18-Nationalmannschaft und deren Abschneiden an der WM in Frisco und Allen, Texas, welche mit dem Abstieg des Schweizer Teams aus der Top-Division nach 19 Jahren ein jähes Ende fand.

Die Schweizer U18-Nati konnte an der WM kein einziges Spiel gewinnen. Ins Turnier gestartet waren sie mit zwei Niederlagen gegen Schweden und die USA, wo sie gleich je 10 Treffer kassiert haben. Er sei eigentlich froh gewesen darüber, gleich zwei so starke Mannschaften zu Beginn des Turniers gehabt zu haben. Da seien sie gleich im Turnier drin gewesen, so Headcoach Fabio Schumacher. «Solche Niederlagen wollten wir natürlich vermeiden, aber wir wussten, dass dieses Szenario nicht ausgeschlossen ist», erläutert er weiter.

Clemens Troxler, Stürmer der ZSC Lions, sieht die Gründe im Schweden-Spiel in den vielen Strafen, welche dann zu den vielen Toren geführt hatten und im USA-Spiel bei den beiden frühen Gegentreffern: «Dann kippte das ganze Team etwas ein und nachher ist’s halt schwierig gegen so eine Nation, noch viele Tore zu schiessen.» Den freien Tag danach hätten sie gut genützt zur Regeneration, erzählt Schumacher. «Dann kam das Spiel gegen die Tschechen. Gegen sie hatten wir in der laufenden Saison immer enge Spiele. Dann verlierst Du 4:2, warst phasenweise dran». Er schüttelt dabei den Kopf. Und dann kam das Must-win Game gegen Deutschland. Troxler: «Gegen Deutschland haben wir erst im letzten Drittel unser eigentliches Spiel gezeigt. Ich bin überzeugt, dass ein Sieg möglich gewesen wäre, wenn wir über die vollen 60 Minuten so gespielt hätten.»

Clubkollege Fabrice Bouvard sieht es ähnlich und ergänzt: «Gegen Deutschland mussten wir nach 60 Minuten gewinnen. Das war schon eine Drucksituation, wenn du siehst, 4:4 – es reicht nicht einmal.» Fabio Schumacher ordnet ein: «Ja, halt Situationen, die die Jungs nicht so kennen. Wir wissen: ‘Hey, es ist das Entscheidungsspiel und wir müssten drei Punkte holen, weil die Deutschen zwei Punkte geholt hatten.’ Und dann erhältst du kurz vor Schluss noch das 4:5.»

Danach folgte wieder eine seriöse Vorbereitung während zwei Tagen. Am 1. Tag wurde auch wieder regeneriert, weil das Spiel (wie jedes Spiel, wie Schumacher betont) sehr viel Kraft gekostet habe. Am zweiten Tag wurden in einem kurzen Training das Augenmerk aufs Forechecking, die Arbeit mit dem Stock und die Special Teams gelegt. «Das Powerplay, die Spezialsituationen sind extrem wichtig und wenn dann die nicht funktionieren, wird es schwierig, international Spiele nach Hause bringen zu können», weiss Schumacher und ergänzt zum Norwegen-Spiel: «Im Penaltyschiessen ist es immer Fifty-Fifty, aber Mattia hat uns sehr gut im Spiel gehalten. Wir haben halt leider einfach die Tore nicht gemacht.»

Der Coach wie auch die beiden Spieler mit Jahrgang 2008 betonen, dass es ihnen leid tut für die Spieler dieses Jahrgangs, welche nun nächstes Jahr den Wiederaufstieg anstreben müssen (Anm. der Red.: Das Gros der Spieler an der diesjährigen WM sind im Jahrgang 2007). Bouvard: «Es ist schade für alle 08er, die zuhause sitzen und sich wahrscheinlich gefreut hätten.» Über die sozialen Medien haben sich schon einige 08er gemeldet und den Abstieg bedauert. Ansonsten haben die beiden Stürmer noch nicht so viele Reaktionen erhalten.

Wenn alles so läuft, wie angenommen, so ergibt sich für die beiden nächstes Jahr wieder die Gelegenheit, mit der U18-Nati dabei zu sein. Das löst gemischte Gefühle bei den beiden aus. Clemens Troxler dazu: «Ja, es ist sicher schön, dass man dann wieder dabei sein kann, wenn alles gut läuft. Aber an der B-WM ist sicher nicht das gleich gute Niveau, wie gegen die besseren Nationen und das ist natürlich schon ein wenig ein Nachteil.» Und Fabrice Bouvard meint kurz und bündig: «Eines steht fest: Wir wollen nächstes Jahr wieder aufsteigen – das ist ganz klar unser Ziel.»

Bei der diesjährigen Mission war kein Spieler im Kader, der bereits mit Erfahrung aus dem Vorjahr im Gepäck angereist war. Das war bestimmt kein Vorteil fürs Schweizer Team. Die beiden 08er werden also nächstes Jahr eine tragende Rolle haben. Fabrice Bouvard relativiert aber mit jugendlicher Unbekümmertheit: «Natürlich würden wir noch einmal wichtige Erfahrungen mitnehmen, wenn wir wieder an einer A-WM teilnehmen und gegen Top-Nationen spielen dürften. Aber ich denke, auf dem Niveau, auf dem wir dann antreten, haben die meisten bereits gespielt und wissen, was sie erwartet. Viele waren ja auch schon an Jugend-Europa-Olympiaden dabei. Deshalb glaube ich nicht, dass wir ihnen in dieser Hinsicht noch viel vormachen können – sie bringen bereits eigene Erfahrungen mit.»

Die Aufgabe Wiederaufstieg wird also durch den 2008er Jahrgang, allenfalls noch jüngere Spieler in Angriff genommen werden. Dieser Jahrgang gilt als besserer Jahrgang. Der Meinung ist Clemens Troxler auch, fügt aber an, dass man sich ja eigentlich nur in der Liga richtig messen könne. Denn so Spiele gegeneinander hätten sie ja noch nie gehabt. Troxler bleibt positiv: «Wir haben ja immer noch wichtige Turniere wie den Hlinka Cup, der teils sogar höher gewichtet wird als die WM, sowie andere Möglichkeiten, um unser Können unter Beweis zu stellen.»

Während die Schweizer bei den anderen Turnieren auf erstklassige Gegner treffen, müssen sie nun bei der WM nächstes Jahr kleinere Brötchen backen. Bei der zweitklassigen U18-WM Division I Gruppe A im nächsten Frühling – das Gastgeberland wird Ende Monat bestimmt – spielen die Schweizer gegen die Ukraine, Kasachstan, Slowenien, Ungarn und Polen um den Wiederaufstieg.

Und was nehmen die Jungs Positives mit aus dem Turnier? Clemens meint: «Wir haben oft in Situationen gezeigt, was wir können. Vielleicht nicht gerade da an dieser WM. Aber auch an den Turnieren vorher. Einfach draus lernen, dass wir noch viel mehr arbeiten müssen, um an die anderen Nationen heranzukommen.» Und Fabrice fügt an: «Natürlich ist der Abstieg enttäuschend, aber es ist kein Weltuntergang. Im Sport gibt es solche Rückschläge. Jetzt geht es darum, den Blick nach vorne zu richten, zusammenzustehen und den direkten Wiederaufstieg anzugehen.»

Fabio Schumacher kann noch keine Aussage zur Zukunft machen. Auch konnte er sich noch nicht eingehend mit den Verbandsverantwortlichen austauschen, weil die bereits vor dem letzten Spiel wieder abgereist sind. Sie seien weiter an die Euro Hockey Tour. Er sei einfach immer in Kontakt mit ihnen gewesen, hätte guten Support von ihnen gehabt, für die Mannschaft, für den Staff. Das habe sie auch gestärkt.

Auf unsere Frage, was er den jungen Spielern des Jahrgangs 2008 und 2009 mitgibt, antwortet er: «Wieder aufsteigen.» Der 08er sei wieder ein sehr guter Jahrgang mit interessanten Spielern. «Was ist, ist einfach das Physische und das Tempo. Das ist das, was wir bei uns hinkriegen müssen - das Battle Level, das Compete Level, die Passqualität und das Abschlussverhalten vor allem», fasst er zusammen.

Einen Tag nach dem Ausscheiden konnten wir im Rahmen der Euro Hockey Tour im Anschluss ans Spiel Schweiz-Schweden in Kloten mit dem Nationaltrainer Patrick Fischer noch kurz über die U18 und deren Abstieg sprechen. «Das tut mir leid für die Spieler und den ganzen Staff, die da durch sind und logischerweise ist es für uns schwierig. Aber gleichzeitig wussten wir, dass es irgendwann kommen kann. Mit dem muss man immer rechnen. Jetzt ist es einmal passiert. Wichtig ist, dass man zusammenbleibt und zusammen Lösungen findet. Und ich glaube, da sind wir als Verband und auch die Clubs gefordert. Wir müssen uns wirklich austauschen, wie wir wieder besser werden können. Und dann nächstes Jahr wieder aufsteigen» sagt Fischer und fügt an, dass es extrem jahrgangabhängig sei und sie hätten gewusst, dass es mit dem 2007er-Jahrgang schwierig werden würde. «Aber ja, jetzt schmerzt es. Manchmal tut das aber auch gut, um Sachen wieder noch mehr zu hinterfragen, zu analysieren und einfach die richtigen Schlüsse zu ziehen.» Sie seien jetzt sehr lange überall in der A-Gruppe gewesen. Und jetzt müssten sie wieder so schnell wie möglich rauf, zumal in der aktuellen Besetzung Russland und Weissrussland fehlen.

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